Die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat die berufliche Bildung in Westmecklenburg vor neue bis dahin nicht gekannte Herausforderungen gestellt. Von einem auf den anderen Tag waren Veranstaltungen in Präsenz nicht mehr möglich. Digital unterstütztes Lernen in der Aus- und Weiterbildung und bei Umschulungen stand plötzlich auf der Tagesordnung. Also ein großer spontaner Praxistest unter der Fragestellung: Wie gelingt es uns mit digitalen Technologien und dem Einsatz digitaler Medien Lehr-/Lernprozesse zu organisieren und durchzuführen?

Im Rahmen der JOBSTARTER plus-Projekte „fit für 4.0“ und „Digitale Aus- und Weiterbildungskultur (DiBiKu)“ wurde am Ende der ersten Welle der Corona-Pandemie eine anonyme Befragung von Lernenden an den verschiedenen Lernorten der beruflichen Bildung durchgeführt. Es haben sich 92 Personen an der digitalgestützten Befragung beteiligt. Damit kann das nachfolgend dargestellte Ergebnis nur eine Momentaufnahme sein. 

Auf die Frage, wie die Lerninhalte für die Lernprozesse bereitgestellt wurden, antworteten 35,14% per E-Mail, 13,51% über das Herunterladen von einer Homepage, 37,84% über eine Lernplattform (Anmeldung mit Zugangsdaten), 5,41% über Webinare und 8,11% im Printformat.

Bezogen auf die digitale Lehr-/Lernumgebung gaben 44,44% der Lernenden an, dass diese übersichtlich war und man alles schnell finden konnte. 38,89% der Lernenden konnten die digitale Lernumgebung selbst einrichten und eigene Strukturen für das Lernen aufbauen. 11,11% haben sich nicht zurechtgefunden und 5,56% schätzten ein, dass es ihnen schwerfällt am Computer zu lernen. 55,00% der Lernenden konnten die Lerninhalte interaktiv bearbeiten.

Auf die Frage, auf welchem Weg die Lernprozesse durch das Bildungspersonal begleitet wurden, antworteten 22,86% über Telefon, 48,57% per E-Mail, 11,43% per Chat und jeweils 8,57% über Forum und Videokonferenz. Bezogen auf die Begleitung des Lernprozesses durch das Bildungspersonal gaben 41,18% an, dass ihre Fragen zeitnah beantwortet wurden. In gleicher Größenordnung wurde angegeben, dass es Probleme bei der Erreichbarkeit des Supports bzw. des Lehrpersonals gab. 17,65% der Befragten erwarten im Lernprozess eine unmittelbare Hilfestellung. Der Lernerfolg wurde bei 68,42% der Lernenden über das Einsenden von Dokumenten per E-Mail, 26,32% über interaktive Tests und 5,26% über das Einsenden von Dokumenten per Post ermittelt.

Im Rahmen der Bewertung des Lernens im Lockdown gaben 22,22% der Befragten an, sehr gut, 33,33% gut und 44,44% mäßig mit dem digitalen Lernen zurechtgekommen zu sein. Als positiv wurde am häufigsten das Lernen von zu Hause mit flexibler Zeiteinteilung, der eigenverantwortlichen Gestaltung des Lernens und der Nutzung digitaler Medien genannt. Die Befragten sehen bei der Begleitung (Kommunikation und permanente Verfügbarkeit des Lehrpersonals), der technischen Infrastruktur und der Gestaltung des Lernarrangement (Praxisbezug, verständlichere Aufgabenstellungen) Optimierungsbedarfe.

Auf die Frage, ob in Zukunft Lernprozesse anteilmäßig über digitale Medien absolviert werden sollen, antworteten 58,82% mit ja.

Die Ergebnisse aus der Befragung werden genutzt, um praxisorientiert die Aus- und Weiterbildungskultur im digitalen Zeitalter weiterzuentwickeln.